030 34396900  (24 Stunden erreichbar)

Viele Fragen, klare Antworten

Über Berufung, Wandel und das Wesentliche

Wofür steht valediction — und haben Sie keine Sorge, dass man Sie nicht als Bestatterin erkennt?
Der Name ist eine ganz bewusste Entscheidung. „Valediction“ heißt „Abschied nehmen“. Und genau das ist der Kern meiner Arbeit. Für mich bedeutet Abschied mehr als die Organisation einer Beisetzung. Es bedeutet, loszulassen, Übergänge zu gestalten und Menschen auf einem sehr sensiblen Weg zu begleiten. Die Bestattung ist ein Teil davon — ein wichtiger, aber eben nicht der einzige.

Warum entscheidet man sich mitten im Leben, Bestatterin zu werden?
Wenn ich ehrlich bin: Es war keine Entscheidung. Zwischen 2011 und 2020 wurden die Themen Sterben, Tod und Trauer ein stiller, aber ständiger Begleiter in meinem eigenen Leben. Rückblickend war das eine prägende Zeit, in der ich nicht nur die Endlichkeit neu verstanden habe, sondern auch die Verbundenheit, die Hoffnungen und den Mut, der in Abschieden liegt. Und ich habe meine Berufung entdeckt.

Ich bin überzeugt, dass die Trauer- und Bestattungskultur frischen Wind braucht. Mehr Freiraum, mehr Echtheit, mehr Menschlichkeit. Für viele Angehörige ist der Verlust eines geliebten Menschen eine tiefe Erschütterung — aber er muss nicht nur als Tragödie erlebt werden. Manchmal kann er auch Kraft schenken und den Blick für das Wesentliche schärfen. Genau dabei möchte ich unterstützen.

Sie bezeichnen sich als alternative Bestatterin. Was bedeutet „alternativ“ für Sie?
Ganz schlicht: eine Alternative zu traditionellen Wegen. Viele Menschen spüren, dass die üblichen Rituale ihnen nicht mehr entsprechen. Sie wünschen sich mehr Selbstbestimmung, mehr Nähe, mehr Gestaltungsspielraum.

Wenn mir jemand den Abschied einer wichtigen Person anvertraut, beginne ich nicht mit Regeln. Ich frage nach Wünschen, Ideen, nach der Persönlichkeit des Verstorbenen. Was mochte er? Was hätte ihm gefallen? Was brauchen die Angehörigen, um diesen Weg gehen zu können? Auf dieser Grundlage entsteht eine Beisetzung, die trägt, tröstet und Sinn stiftet.

Stellen Sie die Arbeit klassischer Bestatter infrage?
Nein. Der traditionelle Bestatter leistet enorm viel: Er kümmert sich um Formalitäten, Bürokratie, Überführungen, um eine würdige Versorgung der Verstorbenen. Diese Aufgaben gehören selbstverständlich auch zu meinen Tätigkeiten.

Ich erweitere diesen Rahmen um etwas, das mir besonders wichtig ist: Gestaltungsfreiheit, bewusste Entscheidungen und Raum für Gefühle. Ich sehe mich weniger als Dienstleisterin und mehr als Begleiterin. Keine Verkäuferin von Särgen oder Urnen, sondern jemand, der einen sicheren Ort schafft, in dem Menschen atmen können, wählen können und mutige, authentische Entscheidungen für sich und den geliebten Menschen treffen dürfen.

Was machen Sie konkret anders?
Zuerst nehme ich Tempo aus der Situation. In Berlin dürfen Verstorbene bis zu 36 Stunden dort bleiben, wo sie sind — das wissen die meisten nicht. Oft ist es möglich, einen Menschen noch einmal nach Hause zu holen. Ein Abschied in vertrauter Umgebung kann unglaublich heilsam sein.

Der erste Schritt ist, wahrzunehmen, was geschehen ist: Berühren, schauen, atmen. Musik, frische Luft, Ruhe, ein Glas Wein — alles, was es braucht, um in diesen Moment hineinzufinden. Dieser Augenblick ist unwiederbringlich.

Auch die Planung der Beisetzung geschieht ohne Hast. Es geht nicht darum, „es schnell hinter sich zu bringen“, sondern darum, bewusst zu entscheiden. Ich ermutige Angehörige, selbst etwas zu tun: gemeinsam eine Urne gestalten, Geschichten teilen, ein Lied auswählen, Erinnerungsstücke vorbereiten. Ich bin überzeugt: Trost entsteht im Tun.

Viele stellen sich die Vorbereitung einer Beisetzung als bedrückend vor: Sarg aussuchen, Lieder wählen, Karten drucken…
Genau das ist das Problem. Menschen verbinden Beisetzungen oft mit Eile, Formalitäten und dem Gefühl, „funktionieren“ zu müssen. Viele realisieren erst Wochen später, was da eigentlich passiert ist.

Ich möchte eine andere Erfahrung ermöglichen. Eine Beisetzung darf lebendig sein, liebevoll, persönlich. Sie darf tanzen zwischen Trauer und Dankbarkeit. Und sie darf erzählen: von dem Menschen, den wir verabschieden.

Manchmal gestalten Angehörige gemeinsam den Sarg oder die Urne, während sie Geschichten austauschen. Manchmal lesen sie persönliche Briefe vor. Manchmal begleitet ein Lieblingssong die Zeremonie, und alle nicken, weil sie spüren: So war er. Genau so.

Ein Beispiel: Bei einer Beisetzung im Friedwald hatten wir alle Zeit der Welt. Wir stellten Fotos auf Leinwänden auf, legten Erinnerungsstücke in kleine Koffer, aus denen sich jeder etwas mitnehmen durfte. Am Ende war kein Stück übrig — aber unendlich viel Nähe entstanden.

Ihre Ideen wirken ungewöhnlich. Kommt das bei den Menschen an?
Ja — bei denen, die offen dafür sind. Es gibt Menschen, die sich mit dem Thema Tod bewusst auseinandersetzen und verstehen, wie wichtig ein guter Abschied ist. Und es gibt Menschen, die diese Themen lieber aus ihrem Leben fernhalten. Das respektiere ich.

Ich möchte lediglich zeigen, dass es Wege gibt, die weniger Angst machen, weniger Enge und Pflichtgefühl in sich tragen. Wege, die erlauben, weiter über die Verstorbenen zu sprechen — liebevoll, ehrlich, manchmal auch wütend, aber ohne Druck auf der Brust. Das ist für mich ein heilsamer Umgang mit Endlichkeit.

Ihr beruflicher Weg ist ungewöhnlich. Wie wurden Sie Bestatterin?
Ich hole gern ein wenig aus: Früher wollte ich Wedding Planner werden. Ich mochte die Idee, besondere Tage zu gestalten und Menschen an ihrem wichtigsten Moment zu begleiten. Das Leben führte mich aber zuerst in andere Bereiche: eine Ausbildung als Dekorateurin, später die Leitung einer Internetagentur.

2011 veränderte sich alles. Ich begegnete Tod und Trauer mehrfach sehr unmittelbar. Jahre später wusste ich, dass mein Weg beruflich ein anderer werden musste. Ich engagierte mich im Hospiz, machte die Ausbildung zur Sterbebegleiterin und spürte, wie sehr mich diese Arbeit erfüllt. Keine Berührungsangst, kein Zögern — nur das Gefühl, genau am richtigen Ort zu sein.

Und dann erkannte ich: Vielleicht braucht die Welt nicht noch einen Wedding Planner. Aber sie braucht Menschen, die Abschiede so gestalten, dass sie tragen.

Ist der Vergleich zur Hochzeitsplanung nicht ungewöhnlich?
Vielleicht. Aber auch am Ende eines Lebens verdienen Menschen einen Moment, der ihrer würdig ist. Eine Beisetzung sollte mit derselben Liebe gestaltet sein wie eine Hochzeit — nicht im Stil, sondern im Stellenwert. Musik, Worte, Symbole, Ort und Atmosphäre sollten passen. Nicht, weil „man das so macht“, sondern weil es dem Menschen entspricht, den wir verabschieden.

Wenn wir schon jemanden loslassen müssen, worum uns niemand bittet, dann sollte dieser Abschied ein ehrliches Bild seiner Persönlichkeit zeichnen. Das ist die Idee von valediction.

Woher kommen Ihre Kompetenzen für diese Tätigkeit?
Zum einen aus meiner beruflichen Vergangenheit: Ich bin Dekorateurin, habe ein gutes Gefühl für Gestaltung, Farben, Atmosphäre und Worte. All das fließt in meine Arbeit ein.

Zum anderen aus eigener Erfahrung. Ich habe schwere Verluste erlebt. Ich weiß, wie es ist, nach einer existenziellen Erschütterung wieder Fuß zu fassen — und wie kostbar es sein kann, wenn ein Abschied trägt, statt zu belasten. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, was Menschen brauchen können, wenn alles ins Wanken gerät.

Hinzu kommen die Jahre im Hospiz. Menschen zu begleiten, die nur noch wenig Zeit haben, ihnen zuzuhören, kleine Wünsche zu erfüllen — das hat mich geerdet und geprägt.

All das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin: eine Begleiterin auf einem Weg, den niemand freiwillig geht — aber auf dem niemand allein gehen muss.

 

Jederzeit für Sie erreichbar

Rufen Sie mich direkt an — ich bin jederzeit für Sie erreichbar. Ich komme auch gerne zu Ihnen nach Hause oder Sie besuchen mich in meinem Ladenbüro in der Bölschestrasse 116, in Berlin Friedrichshagen. Da ich oft unterwegs bin und das Büro nicht immer besetzt, rufen Sie doch bitte vorher an.